Gemeindegruß März 2023

der Ev. – reformierten Kirchengemeinde
Lütetsburg – Norden


Liebe Mitglieder und Freunde der Gemeinde

Die Sache mit dem E*

Zuerst machte es eine ganze Weile ein klackendes Geräusch. Dann kam ein merkwürdiges Wackeln dazu. Und schließlich setzte es sogar gelegentlich aus. So ging das ein paar Wochen. Dann kam der Tag, an dem ich auf dem Sofa saß und Mails beantwortete. Plötzlich machte es »pling« – und da lag es: das E meiner Laptoptastatur.
Ich war verdutzt, wie stark es abgesprungen und in hohem Bogen auf dem Wohnzimmerfußboden gelandet war. Fast wie eine Initialzündung ... »Drück ich einfach wieder rein, die Taste«, dachte ich – und fummelte daran herum, bis meine Tochter kam und trocken bemerkte: »Papa, die ist geklebt, die kriegst du nicht wieder rein!«
Ich wurde wütend. Auf die blöde Technik, auf mich selbst, überhaupt auf die ganze Welt. Und dann stellte sich langsam das Gefühl ein, das eben irgendwann kommt, wenn man merkt, dass die Situation ist, wie sie ist und man sie genau so hinnehmen muss: Demut. („Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann...“)

Also tat ich, was ich noch tun konnte: Ich nahm's sportlich. Ich schrieb die Mail an meinen Bekannten trotzdem: »Wundr dich nicht, wnn min Txt mrkwürdig aussiht. Mir fhlt in Tast.« Dann begann ich, nach Alternativen ohne E zu suchen: komisch statt mrkwürdig, ausschaut statt aussiht. Und stellte fest, wie unglaublich häufig das E in unserer Sprache vorkommt. Vielleicht konnte ich es ja auch mal mit Englisch versuchen...? »I lost an important button on my laptop.« Geht doch!

Trotz allem Zweckoptimismus hat mich die Sache mit meinem E nachdenklich gemacht: Wie viele kleine, scheinbar nebensächliche Dinge in meinem Leben nehme ich eigentlich sonst noch so ganz selbstverständlich – und stelle erst, wenn sie fehlen, fest, wie einschneidend das für mein Leben ist?

Der Strom kommt bei mir aus der Steckdose – das ist so selbstverständlich. Und dank vieler kompetenter und aufmerksamer Techniker sind wir im zurückliegenden Winter von einem schlimmen Blackout verschont geblieben.

Dass ich morgens aufwache und abends in ein eigenes Bett steigen kann, ist auch für viele Menschen in dieser Welt alles andere als selbstverständlich. Und auch das saubere Wasser aus dem Wasserhahn und ebenso die tägliche Arbeit und auch das gute Auskommen nicht.

Ich habe mir das E in mein Portemonnaie getan. Als Erinnerung, viel öfter für das vermeintlich Selbstverständliche dankbar zu sein. Und als Zeichen, wie wichtig es ist, auch die kleinen Dinge im Leben zu pflegen und ihnen ausreichend Beachtung zu schenken. Denn das habe ich am fehlenden E gelernt: Wenn auch nur eines von den kleinen und selbstverständlich erscheinenden Dingen fehlt, gerät das große Ganze manches Mal gehörig aus dem Gleichgewicht.

Welches Alltagserlebnis hat Ihnen schon einmal vor Augen geführt, dass Sie einem kleinen Detail in Ihrem Leben zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben?
Ich wünsch Ihnn inn Sommr mit vil Sonn und Wärm im Hrzn, in dm s Ihnn an nichts fhlt, vor allm nicht an Gotts Sgn!

Ihr Pastor Detlef Sprick


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