Gemeindegruß Oktober 2024

der Ev. – reformierten Kirchengemeinde
Lütetsburg – Norden


Liebe Mitglieder und Freunde der Gemeinde

Eine Geschichte: „Frau Irma rennt durch den Zoo hinter ihrem Mann Ralf her. Menschen werden bei der wilden Jagd von ihr zur Seite geschubst. Mit erhobenem Regenschirm stürmt sie voran, wobei sie ununterbrochen Beleidigungen und Beschimpfungen ausruft. Ihr verängstigter Mann kommt nun mehr und mehr in die Enge. - Da sieht er, wie der Käfig bei den Löwen nicht ganz geschlossen ist. Er reißt die Gittertür auf, springt in den Käfig und schlägt die Türe hinter sich zu. In großer Eile drückt er den erstaunten Löwen gegen die Absperrung und schaut über dessen Schulter. Seine wutentbrannte Frau wedelt vor dem Käfig mit dem Regenschirm und ruft mit verärgerter Stimme: ´Ralf, komm aus dem Käfig, du Feigling!´“

Zuerst entschuldige ich mich für all die Klischees, die diese kurze Anekdote bedient. Die Frage, der ich nachgehen möchte: Was tun, wenn wir Angst haben, vor Menschen oder einer Situation?

Ralf zeigt uns: Fliehen. Bei ihm endet die Flucht im Löwenkäfig. Das Wort „Angst“ kommt von Enge. Dort, wo es eng wird, wo Grenzen immer näher rücken, da herrscht Angst.

Erstarrt steht der Mensch. Das Gesicht wird schlagartig blass, Schweißtropfen treten auf die Stirn. Das Herz schlägt wie wild, die Augen sind weit aufgerissen. Wenn die Angst ihren Höhepunkt erreicht, ertönt der Schrei des Entsetzens. Dann ist der Kopf leer. Denken ist unmöglich.
Ein Leben ohne Angst gibt es nicht. Für niemanden. Und deshalb ist es für mich ein tiefer Trost zu wissen, dass die Bibel zur Angst sagt: „Fürchte dich nicht!“ 365 Mal steht dieser Satz in der Bibel. Auch die Bibel weiß natürlich, dass Angst zum Leben dazu gehört. Für jeden Tag des Jahres darum einmal: „Fürchte dich nicht!“ Gott stellt sich an die Seite der Menschen, die Angst haben.

Im Johannes-Evangelium redet Jesus mit seinen Jüngern über das, was sie Schlimmes erleben. Jesus: „In der Welt habt ihr Angst. Aber das soll euch trösten: Ich habe die Welt überwunden.“

Jesus kennt die Welt, auch das, was uns bedrängt, was Angst macht. Er sagt den Jüngern nicht: „Versteckt euch vor der Welt.“ Weglaufen vor den Problemen der Welt ist ja auch keine Lösung.

„Aber das soll euch trösten.“ Als Hilfe bietet Jesus seinen Trost an. Und ich finde, das ist eine wirkliche Hilfe. Hier gibt er das, was den Menschen wirklich hilft - kein billiger Trost, kein plumper Satz: „Das wird schon.“ Stattdessen: Verständnis.

Und Zuspruch. Denn er sagt: „Ich habe die Welt überwunden.“ Jesus überwindet nicht die Angst. Aber er hilft über sie hinweg. Er selbst hat Angst gehabt. Große Angst. Als er in der Nacht vor seiner Gefangennahme und seinem Tod im Garten Gethsemane war, hat er gebetet: „Mein Vater, ist es möglich, so lass diesen Kelch an mir vorüber gehen.“ So betet jemand, der wirklich Angst hat.

Und deshalb: „Ich habe die Welt überwunden.“ Die Welt wird verändert. Unsere Umgebung ändert sich. Weil wir nicht mehr allein dastehen. Weil wir uns nicht allein den Schrecken dieser Welt stellen müssen. Was ist das Gegenteil von Angst? Vertrauen wohl. Ein Mensch kann einen anderen lieben und gleichzeitig vor ihm Angst haben, Kinder zum Beispiel vor ihren Eltern oder eine Frau vor ihrem Mann, oder Ralf vor seiner Irma.

Wenn wir aber tiefes Vertrauen zu einem Menschen haben, empfinden wir keine Angst mehr vor ihm. Wir können offen zu ihm sein und Geborgenheit bei ihm erfahren. Davon spricht Jesus. Dafür hat er die Welt überwunden und verändert, dass wir Vertrauen haben können zu ihm und dann und daraus auch untereinander. „In der Welt habt ihr Angst. Aber das soll euch trösten: Ich habe die Welt überwunden.“

Wer das erlebt, fühlt sich geborgen, der hat so etwas wie einen Schutzwall um sich. Er ist beschützt von Gottes Segen. Und den wünsche ich Ihnen von Herzen

Ihr Pastor Detlef Sprick


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