Die Geschichte der Gemeinde

Einzige ref. Patronatskirche im Nordwestdeutschen Raum
Patronatsherr : Tido Graf zu Inn- und Knyphausen, Lütetsburg

 

Die Anfänge der Gemeinde

1528    Graf Enno II, Nachfolger von Edzard I verkündet in Emden die Glaubensfreiheit; dadurch luth. u. ref. Konfession in Ostfriesland gleichberechtigt. In der Kirche in Norden beide Geistesströmungen vorhanden. Lutherische und reformierte Christen hielten gemeinsam Gottesdienst. Die 3 Pfarrstellen von ref. und luth. Pastoren besetzt.
1552    Gräfin Anna – Witwe Enno II – ermahnt die Norden Pastoren, die Einigkeit zu bewahren, weil die Meinungen über das Abendmahl immer mehr auseinander gingen.
1560    Offener Streit zwischen Lutheranern und Reformierten, weil der nach Norden gekommene Pastor Ligarius den Gottesdienst streng nach der lutherischen Linie ausrichtete.
1560    Unico Manninga, Häuptling in Lütetsburg, ließ die Norder Reformierten an dem reformierten Gottesdienst in einer Kapelle in der Vorburg teilnehmen. Das wurde von den Lutheranern als „Lützbörg-Lopen“ bespöttelt.
1577    Pastor Ligarius wird Hofprediger des luth. Grafen Edzard II. griff bei der Besetzung der Pfarrstellen in Norden ein und stärkte die luth. Richtung. Die Reformierten wanderten ein 2. Mal zu den Gottesdiensten nach Lütetsburg und wandten sich hilfesuchend an den ref. Grafen Johann.
1579    Graf Johann erlaubt den Reformierten, dass sie ihren Gottesdienst im Gasthaus – dem Armenhaus also – des ehemaligen Klosters Marienthal   abhalten dürfen und schickt ihnen einen eigenen Prediger, den Pastor Henricus Palatinus. Pastor Ligarius versucht jetzt eine Versöhnung zwischen den beiden Glaubensrichtungen und lud die Anführer zu einem Gespräch auf die Burg Berum ein. Eine Einigung wurde nicht erzielt und der luth . Graf Edzard II ließ den Pastoren Palatinus mit seiner Familie am 15.12.1579 – 9 Tage vor Weihnachten – von 3 Stadtdienern auf die Straße setzen. Danach wanderten die Norder Reformierten ein 3. Mal zum Gottesdienst nach Lütstsburg. Diesmal war die Trennung zwischen Lutheranern und Reformierten endgültig.
1606    Freiherr Wilhelm zu Inn- u. Knyphausen - Schwiegersohn von Unico Manninga – führt eine Kirchenordnung ein. Trotz Teilnahme am Gottesdienst in Lütetsburg bestand weiterhin der Wunsch nach eigener Kirche in Norden oder Gottesdienst in einem Privathaus in Norden zu erlauben. Alle Anträge werden abgelehnt mit dem Hinweis, dass den Lutheranern in Emden dies auch nicht gewährt würde. Die Norder Reformierten baten die Niederländischen Generalstaaten, die großen Einfluss in Ostfriesland hatten, um Hilfe.
1599- 1625    Es regierte Graf Enno III (Sohn des verstorbenen Edzard II und Neffe des ebenfalls verstorbenen Grafen Johann). Er erlaubte den reformierten den Gottesdienst in der Stadt und schickte ihnen den Prediger Tido Henrici. Er wies den Drosten, den Bürgermeister und den Rat der Stadt Norden an, den ref. Pastoren zu schützen. Die aufgebrachten Lutheraner machten es den Reformierten jedoch unmöglich, den Gottesdienst in der Stadt auszuüben. Die Reformierten bekamen nur das Recht, alle 2 Monate in einem Privathaus in der Stadt ihre Kirchenangelegenheiten zu beraten und das Abendmahl nach ihrer Weise zu feiern.
1677    Dodo II zu Inn- u. Knyphausen stellt den „Olyschlag“ neben der Bargeburer Mühle den Reformierten für ihren Gottesdienst zur Verfügung.
1679    Dodo II schenkt den Reformierten ein Stück Land in Bargebur zum Bau einer Kirche. Die Norder  Reformierten erhalten Mitbestimmungsrecht bei der Wahl des Pastoren, der bisher vom Schlossherrn allein bestimmt wurde.


Die Kirche

Am 12. 7. 1680 Beginn des Kirchenbaues in Bargebur.
24.8.1680 die bis zur Balkenhöhe fertiggestellte Kirche wird von Norder Lutheranern zerstört.  
21.7.1684 erneuter Beginn des Kirchenbaues unter dem Schutz kurbrandenburgischer Truppen (Großer Kurfürst reformiert, Dodo II war sein Hofkammerpräsident)
9.11.1684 Erster Gottesdienst in der neuen Kirche, die in nur 4 Monaten errichtet worden war, ohne die techn. Hilfsmittel der heutigen Zeit.
1707    Einbau des Fürstenstuhls durch Franz Ferdinand zu Inn- und Knyphausen (Sohn von Dodo II)
1717    Durch die Weihnachtsflut steht das Wasser 2 Fuß 2 Daumen hoch in der Kirche. Diese ist nur mit Booten erreichbar. Gottesdienst Ostern 1718 erst wieder möglich.
1726    Im Kampf zwischen dem Fürsten Georg Albrecht von Ostfriesland und einem Teil der Stände (Renitenten) kam die Kirche in Bedrängnis. Aufbau von Verteidigungswällen. Zum Kampf zwischen Renitenten und fürstlichen Truppen kam hier es nicht mehr.
1738    Einbau einer Orgel (Kirche 54 Jahre ohne Orgel)
1792    Schließung des Grabkellers für die Angehörigen der Familie Knyphausen
1864    Die Orgel von 1738 wird durch einen Neubau der Fa. Beckmann, Einbeck ersetzt.
1963    Umfassende Restaurierung. Jetzige Farbgebung, Orgelempore angehoben, Fußboden aus Naturstein, flämische Kronleuchter, Heizung, Westeingang wieder eröffnet.
31.3.1963 Festgottesdienst zur Wiedereinweihung.
1979    Dach und Dachreiter der Kirche werden erneuert.
2015-2019 weitere Sanierungsarbeiten: Die Kirche begann an der Nord-West-Seite abzusacken, sodass sich im Mauerwerk Risse bildeten. Eine niederländische Spezialfirma brachte sog. "Mikropfähle" unter dem Mauerwerk an, die mit einer Tragfähigkeit von 20-25 t pro Mikropfahl der Kirche über ein Stützkorsett wieder Stabilität verlieh. Gleichzeitig waren Arbeiten am Dach, der Glockenaufhängung und den Fenstern erforderlich. Zuletzt wurden die Wappenfenster gereinigt, repariert und wieder aufgehängt.


Das Gemeindehaus

Foto: Lottmann

1898    Kauf der von der Herrenhuter Brüdergemeine 1875 erbauten Kapelle an der Westseite des Marktplatzes.    
1970    2. August 1970 letzter Gottesdienst in dieser Kapelle. Abriss der Kapelle und Neubau des Gemeindehauses
31. Oktober 1970 Einweihung des Gemeindehauses.
2003    Juli – November: Umfassende Restaurierungsarbeiten (Küche vergrößert, Toiletten vergrößert und Behindertentoilette eingebaut, Verschönerung der Außenanlagen.)

      Zusammengestellt von Elfriede Lottmann, Norden